Gebäude sauber, effizient und nachhaltig zu betreiben, war schon immer eine Herausforderung. Heute kommen noch neue Technologien, höhere Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte hinzu. Die Frage ist, wohin sich das Facility Management entwickelt und welche Trends die Branche in den kommenden Jahren prägen. Ob Digitalisierung, grüne Systeme oder flexible Personalstrategien: Wer hier Schritt halten will, muss vorausschauend denken und handeln.
Deutliches Wachstum im Facility Management
Der europäische Markt für Facility Services wächst immer schneller. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers berichtet, dass der Umsatz 2023 bei 329 Milliarden US-Dollar lag und bis 2027 auf rund 373 Milliarden US-Dollar steigen soll. Deutschland ist mit 88 Milliarden US-Dollar Umsatz der stärkste Markt Europas, das Entspricht ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis 2027 wird sogar ein Wachstum von etwa 14 % erwartet.
Besonders die großen Anbieter profitieren, denn die 25 größten FM-Dienstleister in Deutschland steigerten 2024 ihren Umsatz im Schnitt um 7,8 % und erreichten zusammen 18,7 Milliarden Euro, also mehr als ein Drittel des gesamten Marktes. Kurz gesagt: Das Facility Management bleibt eine Branche mit viel Wachstumspotential.
Facility Management im Wandel
Das Facility Management befindet sich mitten im Wandel. Unternehmen müssen sich ständig ansteigende Anforderungen und Veränderungen im Arbeitsmarkt anpassen. Die Branche wird dabei vor Herausforderungen gestellt, die gleichermaßen strategisches Denken, innovative Lösungen und flexible Ansätze erfordern.
Smarte Technologien & Digitalisierung
In einem Büro melden Reinigungskräfte erledigte Aufgaben per App statt auf Papier, das spart nicht nur Zeit, sondern macht auch die Einsatzplanung transparenter. Solche digitalen Lösungen zeigen, wie stark Technologie den Alltag in Gebäuden verändern kann. Trotzdem sehen viele Unternehmen im Facility Management die Digitalisierung als größter Trend und gleichzeitig als größte Herausforderung. Laut PwC nennen 62 % der Nutzer und Dienstleister die Einführung moderner IT-Systeme, Software und digitaler Prozesse als Top-Thema, doch die Realität sieht oft anders aus. Bei weniger als der Hälfte der befragten Unternehmen sind Management-Prozesse überhaupt digitalisiert. Zu den Gründen gehören hohe Anfangsinvestitionen, fehlende Ressourcen, mangelndes Know-how sowie Datenschutz- und Integrationsprobleme. Auch bei künstlicher Intelligenz muss die Branche noch aufholen, denn nur 2 % der Unternehmen setzen KI-Systeme regelmäßig ein.
Gründe, warum KI selten eingesetzt wird:
- Zu kompliziert und teuer in der Umsetzung
- Zweifel, ob die Technik wirklich zuverlässig ist
- Zu wenige Daten, um KI effektiv zu nutzen
- Bewährte, klassische Prozesse werden lieber beibehalten
Dabei bietet Digitalisierung enormes Potenzial, da moderne Technologien wie Sensorik und KI eine vorausschauende Wartung, präzisere Datenanalysen und mehr Nutzerzufriedenheit ermöglichen. Gleichzeitig helfen sie Betriebskosten und Energieverbrauch zu senken.
Grüne Gebäude, saubere Zukunft
Nachhaltigkeit ist im Facility Management längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil modernen Gebäudemanagements, der Unternehmen zusätzlich attraktiver macht. Ob beim Einsatz umweltfreundlicher Reinigungsmittel, beim Wasser- und Stromverbrauch oder beim Müllmanagement, überall bestehen Chancen, Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Gleichzeitig stellt das Thema viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Fast 78 % der Dienstleister verfolgen laut PwC bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie, stoßen aber auf Hürden wie komplexe Gesetzeslagen, fehlendes Know-how, hohen Dokumentationsaufwand, Resscourcenknappheit oder hohe Aufwandsinvestitionen.
Viele Dienstleister setzen bisher auf Zertifikate, umweltfreundliche Produkte und Nachhaltigkeitsreporting, ergänzt durch Beratungen und Umweltprojekte. Neben klassischen Zertifikaten gewinnen Energieeffizienzprogramme, grüne Baustandards und Smart-Building-Systeme an Bedeutung: Sie senken CO₂, sparen Energie und verbessern die Raumluftqualität.
Nachhaltigkeit gewinnt im Facility Management immer mehr an Bedeutung, der Trend geht also klar zu grünen Systemen. Vieles wird bereits umgesetzt, doch das Potenzial für Verbesserungen ist nach wie vor groß.
Fachkräftemangel: Die größte Baustelle im Facility Management
Im Arbeitsalltag bleiben viele Aufgaben oft liegen, weil einfach nicht genug Personal da ist. Der Fachkräftemangel bleibt die größte Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt, auch im Facility Management. Über 80 % der Dienstleister:innen haben laut PwC Probleme offene Stellen zu besetzen und sehen den Mangel an qualifiziertem Personal als zentrales Problem.
Die Folgen sind weitreichend:
- Verzögerungen bei der Arbeit und geringere Qualität
- Mehr Druck auf das vorhandene Personal und folgende Überstunden
- Höhere Kosten für die Mitarbeiter:innensuche und Wettbewerbsnachteile
- Weniger Wachstum und weniger Raum für Innovationen
- die Weiterentwicklung der Branche wird gebremst
Thomas Ball, Partner beim Marktforscher Lünendonk & Hossenfelder, bringt es auf den Punkt: „Der Fachkräftemangel entwickelt sich wie vorhergesehen und stellt sicherlich nach wie vor eine der größten Herausforderungen für unsere Branche dar. Hier zeichnen sich leider noch keine vielversprechende Lösungen oder gar eine Wendung ab. “
Auch wenn die Branche wächst, bleibt klar: Personalmangel und Qualifikationslücken bleiben die zentralen Herausforderungen der Branche.
Markt und Perspektiven: Wohin geht die Reise?
Das Facility Management ist ein wachsender und zukunftsorientierter Markt, der von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Effizienz getrieben wird. Gleichzeitig zählen Fachkräftemangel und steigende Digitalisierungsaufwände zu den größten Herausforderungen der Branche. Lünedonk Geschäftführer Jörg Hossenfelder sagt dazu: „Kunden erwarten verlässliche Leistungserbringung. Daher spielt gerade in Zeiten des Fachkräftemangels das Personalkonzept eine wichtige Rolle.“
Trotz wachsendem Marktvolumen und innovativer Technologien bleiben Personalmangel, Qualifikationslücken und komplexe Digitalisierungsprojekte zentrale Stolpersteine. Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, doch auch hier gibt es noch viel Potenzial zur Verbesserung. Wer im Facility Management langfristig erfolgreich sein will, muss Personalstrategien, digitale Lösungen und nachhaltige Ansätze konsequent miteinander verbinden.